• form+zweck zu Gast bei designtransfer

    Die Zeitschrift für Gestaltung „form+zweck“ verfolgt seit 1956 Entwicklungen in Design, Architektur und den Gesellschaften, für die sie gemacht werden. Eine Rückschau auf nunmehr fünf Jahrzehnte Zeitschrift, die vom 23. Januar bis 02. Februar 2007 bei designtransfer zu sehen ist, zeigt an ausgewählten Heften, Doppelseiten-Layouts, an Fotografien von Produkten und Persönlichkeiten, an Bildern, Überschriften und Texten, wie die Veränderungen in den gestaltenden Berufen auch die Arten verändern, in denen über das Entwerfen berichtet, nachgedacht und debattiert wird.

    Auf dem Podium spricht Jörg Petruschat (form+zweck) mit Angela Spieth (zuletzt Schuhkollektion x+os für Trippen), mit Holger Jahn (zuletzt Kinderwagen Kinzel K1 für Kinzel AG) und Glen Oliver Löw (zuletzt Bürostuhl Think für den weltweit führenden Büromöbelhersteller Steelcase) über Perspek-tiven des Berufs.

    Seit Computer das Verzeichnen von Ideen standardisieren und jedem verfügbar gemacht haben, ist das Wort „Design“ für die, die das Entwerfen professionell betreiben, immer fragwürdiger. Statt auf das versierte Darstellen von Ideen, wie beim Zeichnen, wird auf das Entwickeln von Ideen gesetzt, wenn es darum geht, das Unersetzbare am Beruf zu reklamieren. Widerwillig und etwas verkrampft macht der Begriff der „Kreativindustrie“ die Runde: „Industrie“ – das klingt eher nach Ausbeutung und prekären Verhältnissen als nach neuen Horizonten.

    Wohin wird die Profession sich entwickeln? Welche Folgen haben neues Manage-ment, veränderte Verwertungsbedingungen, global verfügbare Technologien und global konkurrierende Unternehmen für das, was noch heute unter dem Begriff „Design“ firmiert? Welche Schönheiten, welche neuen Möglichkeiten hält das Entwerfen bereit – als Surplus für die Zumutungen, die jedem abverlangt werden, der als Gestalter tätig ist? Genügt das, was Designern gestern noch an Kompetenzen zugeschrieben wurde, für das, was an Gestaltungsarbeit hier im Kern Europas vakant ist? Ist Design noch „Design“ oder schon etwas ganz anderes?

    Vortrag und Diskussion: Freitag, 26. Januar 2007, 18.30 Uhr
    Ausstellung Öffnungszeiten: 23. Januar – 2. Februar 2007

     

    Die Geprächsteilnehmer:

    Angela Spieth (*1965) studierte Bekleidungsdesign an der Hochschule der Künste in Berlin. 1987 bis 1990 arbeitete sie als fest an gestellte Designerin bei Bama-Schuhe. 1990 bis 1995 entwarf sie als freie Designerin für Kunden wie Puma, Marc O‘ Polo, Ganter, Geo, Nonames, Spalding, The Pentland Group: KangaROOS, Ellesse u. a. Zwischen 1991 und 1993 trainierte Angela Spieth im Auftrag der Taiwanesischen Regierung (CPC) in Taiwan einheimische Schuhfabriken mit dem Ziel, eigene, kreative und zugleich marktgerechte Kollektionen herausbringen zu können. Bereits 1992 entwickelte sie gemeinsam mit Michael Oehler das Konzept für die Marke Trippen, zwei Jahre später gründeten sie die Trippen, A. Spieth, M. Oehler GmbH. 1995 eröffneten sie den Trippen Flagship Store in Berlin und 1997 die ersten beiden Läden in Tokio. 1998 begann die Firma mit dem Aufbau einer eigenen Fabrik im brandenburgischen Zehdenick. In den nächsten Jahren eröffneten sie weitere Läden in Tokio, Nagoya, Osaka, Taipeh, Kobe, Kyoto, London und Berlin. 2003 begann die Zusammenarbeit mit Issey Miyake. 2005 wurde die Penna Kollektion für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland nominiert. 2006 eröffnete Trippen Iceland in Reykjavik. Trippen Schuhe wurden mit diversen nationalen und internationalen Designpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit Good Design Awards in Japan, Deutschland und den USA für die Cup Kollektion. Die Kollektion x+os erhielt den iF product design award 2007.

    Angelika Petruschat (*1956) studierte Ästhetik und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin. Seit 1983 arbeitete sie als Fachredakteurin für form+zweck, Zeitschrift für Gestaltung, 1990 übernahm sie die Zeitschrift und gründete 1993 den form+zweck Verlag. 1996 gründete sie gemeinsam mit Gabriela Wachter den Vice Versa Vertrieb für Bücher aus den Bereichen Architektur, Design, Fotografie und Kunst. 2001 verließ sie den Vertrieb und publizierte neben der Zeitschrift Bücher zu Design, Architektur und Kulturgeschichte im eigenen Verlag. Zahlreiche Ausgaben der Zeitschrift sind für ihre vorbildliche Gestaltung, Konzeption und technische Verarbeitung ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Preis als eines der schönsten internationalen Bücher, dem Sächsischen Designpreis in Gold und der ADC Auszeichnung für Grafik-Design.

    Holger Jahn (*1966) studierte nach seiner Ausbildung zum Tischler Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. 1992 arbeitete Jahn zum Thema Verpackung und Ökologie im Rahmen eines Stipendiums des IFG Ulm. 1993 gründete er in Stuttgart das Studio für Gestaltung und Produktentwicklung Jahn Design. Er entwickelte eine eigene Möbelkollektion und entwarf zahlreiche Produkte für Firmen wie Zwilling, Atmos Medizintechnik, Kinzel AG, Rösch Office, M3 Systeme, Berlinomat. Für Samsung Electronics und die Telekom erarbeite er Designstudien. Seit 2000 hat Jahn Design seinen Sitz in Berlin. Seit 2004 ist Jahn Professor für Konzept und Entwurf am Fachbereich Gestaltung der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. 2005 gründete er gemeinsam mit Jörg Petruschat das Institut für Innovation und Design. 2006 entwarf er das Label culture objects. Jahns Produkte wurden mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Internationalen Designpreis des Landes Baden-Württemberg für sein Steckregalsystem Cubico 2. Der Sportkinderwagen Kinzel K1 erhielt 2005 den Blickfang Design Preis in Gold.

    Glen Oliver Löw (*1959) studierte Industrial Design an der Universität GH Wuppertal und an der Domus Academy in Mailand. Von 1987 bis 2000 arbeitete er als Partner im Stucio Antonio Cittero & Partners in Mailand und war dort verantwortlich für die Gestaltung und Entwicklung zahlreicher Produkte für Firmen wie Ansorg, Flos, Hackman, Kartell, Vitra und Vitrashop. Seit 2000 ist Löw Professor für Produktgestaltung und Produktentwicklung an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. In seinem eigenen Designstudio entwickelt er Produkte für Firmen wie Steelcase und Thonet. Löws Produkte wurden mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem »Compasso d‘oro« für das System Mobil der Firma Kartell. Der Bürostuhl Think für die Firma Steelcase erhielt 2005 den reddot design award und den iF product design award.

    Jörg Petruschat (*1958) studierte Ästhetik, Kultur- und Kunstwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin. 1984 promo vierte er mit seiner Arbeit Zur gegenständlichen und räumlichen Gestaltung bei den Shakern. Seit 1984 redak tionelle Arbeit für form+zweck, Zeitschrift für Gestaltung, seit 1991 Mitherausgeber. Von 1986 bis 1998 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ästhetik an der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. 1987 bis 1995 Aufbau und Redaktion von angebote. organ für ästhetik, Zeitschrift für theoretische Diskussion in Ästhetik und Kulturwissenschaft. Seit 1998 ist Petruschat Professor Kultur- und Zivilisationstheorie sowie für Geschichte der Gestaltung am Fachbereich Gestaltung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. 2005 gründete er gemeinsam mit Holger Jahn das Institut für Innovation und Design. Petruschat publizierte zahlreiche Aufsätze, Artikel, Gespräche und hielt Vorträge zu Theorie und Geschichte von Gestaltung.