• transfect designsystems!

    Mode- und Produktdesigner suchen nach dem Ausdruck der Zeit, in der sie leben und agieren, und formen damit zugleich ihr Umfeld. In welchem Ausmaß können Designer in ihrer eigenen Disziplin jedoch die Arbeitsweisen gestalten, die gezielte kulturelle, ökologische, soziale, politische und wirtschaftliche Konsequenzen haben?

    „Transfektion“ meint in der Biologie die Umwidmung von Genen, das Einschleusen von fremder DNA in eine Zelle mit dem Ziel, das gesamte System damit zu verändern, wobei die Potentiale, die in einem System wirken, mit einbezogen werden. Auch das Design und seine Industrie funktionieren als System, das es immer wieder zu hinterfragen gilt. Mit der Transfektion-Methode der Fremdaffizierung zielte das erste Master Programm des Mode- und Produktdesigns der UdK Berlin darauf ab, die Designsysteme unserer Gesellschaft auf ihre Funktionen zu untersuchen und ein Element aus dem existierenden System zu demontieren. So wurden Defekte, Möglichkeiten und Missverständnisse identifiziert. Auf der Basis dieser Recherchergebnisse entwickelten die Studierenden Herausforderungen, Umstürze, Alternativen oder Kommentare über oder für dieses System.

    >Crafting Plastics!< von Produktdesignerin Vlasta Kubusova und Modedesignerin Verena Michels zum Beispiel ist als eine Kooperationsplattform für junge Kreative unterschiedlicher Disziplinen konzipiert, welche die Produktionswege der Designindustrie transparenter machen soll. Bio-Plastik und natürliche Fasern werden erforscht und mögliche Anwendungen getestet. Alle entstehenden Produkte sollen informieren, auf welche Art, von wem, aus welchen Materialien und warum sie gestaltet worden sind. Wie kann Design auf Krisen des Zusammenwirkens von Ökologie und Ökonomie reagieren und neue Handlungsspielräume öffnen?

    Ein Brathähnchen aus Plüsch bildete die Inspiration für das Projekt >Cogito<. Anna Lukasek beobachtete vorerst die Veränderung der Wahrnehmung ihrer Nichte: Wurde das Hähnchen vorerst wie übliche Kuscheltiere liebkost, endete es mit fortschreitendem Alter der Nichte schließlich im Spielzeugbackofen. Der unterschiedliche Umgang von Kindern und Erwachsenen mit leblosen Körpern regte Anna Lukasek zum Entwurf von Lernspielzeugen an, die Kinder an die Thematik „Leben und Tod“ heranführen und bei Erwachsenen zugleich Fragen nach den normativen Körperbildern unserer Gesellschaft aufwerfen. Wo hört das Spiel auf und fängt die Realität an?

    Diese und weitere Ergebnisse, die mit subversivem Design eigene Arbeitsbedingungen, die Produktions- und Distributionsformen ebenso wie die gesellschaftliche Funktion und Verantwortung des Designs erforschen, werden in einer Ausstellung bei designtransfer präsentiert.

    Eröffnung: Freitag, 16. Oktober 2015, 19 Uhr
    Ausstellung Öffnungszeiten: 19.–23. Oktober 10-18 Uhr

    Projektinformationen:
    Gianni Laneri Deforne
    Sarah Effenberger
    Ulli Grüning
    Anne Karrenbrock
    Susanne Kasper
    Vlasta Kubušová & Verena Michels
    Johannes Kunz
    Dahm Lee
    Anna Lukasek
    Steffen Herrm

    Verantwortliche des Masterprogramms:
    Prof. Axel Kufus
    Prof. Maroles ten Bhoemer
    Prof. Dr. Kathrin Busch
    KM Hanna Wiesener

    Kontakt: designmaster@udk-berlin.de, www.design.udk-berlin.de/master

    crafting plastics! © Vlasta Kubusova und Verena Michels

    cogito © Anna Lukasek, Foto: Michael Mann, Styling: Christian Kleemann

    MA_AUS_2015_sarah_effenberger

    Fomme © Sarah Effenberger, Foto: Steven Kohlstock, Models: Nik Mantilla, Pudel Albert