• lili #4 – UdK-Gestalterinnenpreis

    Der lili-Preis ist eine Auszeichnung für herausragende Abschlussarbeiten mit dem Ziel der Frauen- und Nachwuchsförderung an der Fakultät Gestaltung der UdK Berlin. Die Preisträgerinnen werden jährlich durch einen Wettbewerb ermittelt und erhalten mit dem Preis die Möglichkeit, im nächsten Semester einen Workshop an der UdK zu gestalten. Damit geben sie einen Einblick in ihre Arbeitsweise und sammeln erste Lehrerfahrungen. Der lili-Preis wird mit Mitteln der Frauenförderung ermöglicht.

    Ausstellungseröffnung und Preisverleihung: Mittwoch, 7. Dezember 2005, 18 Uhr
    Öffnungszeiten Ausstellung: 8. Dez. 05 – 13. Januar 2006

    Preisträgerinnen sind Monika Hoinkis, Charlotte Kaiser, Maria Mohr, Henrike Schulz und Katja Thorwarth. Die Kommission Gender und Kultur der UdK Berlin vergibt einen Sonderpreis „Gender-Studies” für eine kulturell besonders relevante Abschlussarbeit an Johanna Aust-Reed. Zusätzlich zeigt die Ausstellung die Abschlussarbeiten von Kerstin Groner, Maria Schenk und Antonia Schroeder.

    Ausgestellte Projekte:

    „Living with Things“ – The Subjectified Object Series Monika Hoinkis, lili-Preisträgerin für Visuelle Kommunikation
    „Living with Things” ist eine Serie von sieben Alltagsobjekten, die in ihrer Funktionalität verändert wurden. Es ist eine Untersuchung darüber, wie sinnliche Momente zwischen Mensch und Objekt erzeugt werden können. Wie lebt man z.B. mit einem Radio, das die menschliche Berührung braucht, um zu spielen? Oder mit einem Wecker, an dessen Leine man ziehen muss, damit er klingelt? Eine Serie von Fotos dokumentiert diese poetische Sicht auf den Umgang mit den Dingen.

    „Butterfly“ – Software für vernetztes Orchester Charlotte Kaiser, lili-Preisträgerin für Produkt-Design
    Software für das Orchester von morgen: Durch vernetzte Darstellung von Partitur und Einzelstimmen verbessert „Butterfly“ die Kommunikation zwischen Dirigenten und Musikern. So werden beispielsweise Eintragungen des Dirigenten automatisch in die Stimmen aller Musiker übertragen. Tippt der Dirigent auf einen zu probenden Takt, wird dieser sofort auf den Displays der Musiker aufgerufen. Durch den Einsatz der Software auf Tablet- PCs kann dabei die gewohnte Arbeitsweise, die Interaktion mit einem Stift, beibehalten werden.

    „Cousin Cousine“ Maria Mohr, lili-Preisträgerin für Experimentelle Mediengestaltung
    „Wir haben zusammen im Sandkasten gesessen… Unter der Daunendecke, volljährig.“ Erinnerungen sind da, wo auch die entsprechenden Ereignisse stattgefunden haben: im Kopf. Fotos, Tonbandaufnahmen, re-enactment und Super-8-Filme verstrickt Maria Mohr zu einer kunstvollen, lyrischen Collage. Fragmente einer Kindheit in den 70er Jahren, Gender-Logik in Deutschland am Rhein, nachgetragener Dialog mit dem Cousin, die Geschichte einer tragischen, verbotenen Schatten-Liebe.

    „Narrative Strukturen im Comic am Beispiel Chris Ware” Henrike Schulz, lili-Preisträgerin für Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation
    Comics sind was für kleine Kinder, sagen die Leute. Zu viele Bilder, zu wenig Text. Und auch die Wissenschaft tut sich schwer mit diesem trivialen Medium, das nicht Literatur, nicht Malerei und auch nicht Film ist. In der Arbeit wird geklärt, was ein Comic ist und wie er funktioniert. Es wird eine Grundlage geschaffen, mit der die Narration von Comics analysiert werden kann. Es geht dabei z.B. um den Zeitbegriff, die Leserichtung und Verweildauer, um Bildformate und Verständnisbrücken. Eine exemplarische Anwendung erfuhren die Ergebnisse an „Jimmy Corrigan“ von Chris Ware, einer echten Rosine unter den Comicveröffentlichungen.

    „Scope of the Field” – Im Spagat zwischen Programm und Form Katja Thorwarth, lili-Preisträgerin für Architektur
    „Scope of the Field“ ist eine Arbeit, die die Abgrenzung von programmatischen und formalen Herangehensweisen in der Architektur in Frage stellt. Die Analyse zeigt auf, dass beide Richtungen eigentlich am gleichen Projekt der Diversität arbeiten. Durch das Zusammendenken bestimmter Aspekte kann beiden Seiten ein Layer an Komplexität hinzugefügt werden. Die drei entstandenen Beispielobjekte stellen unterschiedliche Umgehensweisen mit bestimmten Schlüsselbegriffen aus dieser Untersuchung dar.

    „Trilogie einer Familie” (I am for real, Paradies, Schwedische Gardinen) Johanna Aust-Reed, Experimentelle Mediengestaltung, Sonderpreis „Gender-Studies”
    „Trilogie einer Familie” ist eine Filmreihe, die einzelne Familienmitglieder bei ihren Tätigkeiten begleitet. Sie gibt Einblicke in das Leben des Bruders als Stripclub-Manager in Riga und wie er sich in einer Macho-Gesellschaft zurechtfi ndet. Als Krankenpfl eger hat sich der Vater für drogenkranke Klienten aufgeopfert und geht mit einem Burn-Out-Syndrom in den Vorruhestand. Die Mutter engagiert sich ehrenamtlich für Hilfsgütertransporte nach Weissrussland und begleitet eine Rolle Auslegeware auf dem Weg in ein weissrussisches Gefängnis. Das Portrait einer schwedischen Familie zeigt die Diskrepanzen zwischen dem Gleichmaþ einer behaglich geordneten Gesellschaft und dem Stimulus durch Reize aus extrem anderen Lebenswelten.

    „Stabat Mater” Kerstin Groner, Experimentelle Mediengestaltung
    „…das hast Du von Deiner Mutter.“ – Ein Film über drei Generationen Muttersein und unser Bild von einer glücklichen Mutter. „Stabat Mater“ ist ein persönlicher Film über die Liebe, die Macht, den Schmerz und das Loslassen.

    „Hülle und Fülle” …vom anderen Umgang mit der Kleidung Maria Schenk, Produkt-Design
    Dass viele Menschen ihre Kleidung nicht (immer) ordentlich in Schränke packen, sondern die guten Stücke oftmals an verschiedensten Orten innerhalb der Wohnung anzutreffen sind – diese gern verschleierte Tatsache bildet den Ausgangspunkt der Arbeit „Hülle und Fülle“. Textile Hüllen nehmen die Kleidungsstücke auf, bewegen sich durch den Raum und nehmen unterschiedliche Formen an. Textile Bälle, das Stülpkissen oder eine textile Fläche auf dem Boden werden mit Leichtigkeit zu transportablen Wäschebündeln. Das Abendkleid treibt es auf die Spitze: wenn es in sich geht, ist es sein eigener Wäschesack.

    „Lebende Bilder” – Filmische Portaits in Form der tableaux vivants Antonia Schroeder, Visuelle Kommunikation
    Die Arbeit „Lebende Bilder” thematisiert das Spannungsfeld zwischen Fotografi e und Film, sie agiert zwischen fotografi schem Stillstand und fi lmischer Erzählung. Einzel- und Paarportraits sowie Dreiergruppierungen zeigen die Protagonisten mehr oder weniger erstarrt in strengen Posen und gestellten Situationen, die sich in ihrer eigenwilligen Ernsthaftigkeit selbst ad absurdum führen.