• ¡Barceloooonaaa!

    von faschistischer Vergangenheit gereinigte städtische Erfahrung & poetisch-politische Bricolagen als Überlebenstraining  

    Dr. Viviana Narotzky – Designing Barcelona

    Wie veränderte sich der Charakter Barcelonas in den letzten drei Jahrzehnten durch Design und Architektur zur Marke und zum attraktiven Touristenprodukt? Wie beeinflussen sich politische und baulich-städtische Transformationen gegenseitig?

    In den letzten drei Jahrzehnten wurde Barcelona zu einer Stadt, deren Charakter – oder „Brand“, wie oft gesagt wird – stark mit Design und Architektur verbunden ist. Wenn Barcelona sich zu einer internationalen „design-led Brand“ wandelte, beruht dies – ob gut oder schlecht – sowohl auf dem Glauben der lokalen Bevölkerung an einige der Grundwerte, die die Marke transportieren will, als auch auf äusserer Wahrnehmung. Der Aufstieg der modernen Architektur und des Designs als bedeutende kulturelle Macht in dieser Stadt geschah zu einem besonderen Zeitpunkt in der städtischen Geschichte, einer Zeit von tiefgreifenden politischen Veränderungen, die Hand in Hand mit den baulichen Transformationen im urbanen Raum einhergingen. Der kulturelle Diskurs der Erneuerung bot den Bewohnern Barcelonas eine „gereinigte“ städtische Erfahrung, die die Erinnerung an die faschistische Vergangenheit hinter sich zu lassen versuchte, indem die Stadt zur internationalen Metropole und attraktiv verpacktem Touristenprodukt wurde.

    Dr. Viviana Narotzky ist Präsidentin der ADI-FAD Industrial Design Association und Trustee der Design History Foundation von Barcelona. In ihrem 2008 veröffentlichten Buch „La Barcelona del Diseño“ untersucht sie Design und Architektur der katalanischen Stadt von den 1960ern bis heute. Sie war Direktorin des History of Design MA an der Kingston University und Tutorin des History of Design MA des Royal College of Arts zusammen mit dem Victoria & Albert Museum, London. Neben ihren lehrenden und schiftstellerischen Tätigkeiten kuratiert sie Ausstellungen zu zeitgenössischen Designthemen.

    Uli Marchsteiner – Design und Handwerk in Zeiten ohne goldenen Boden

    Über talentierte Herstellerfirmen wie BD, Santa and Cole oder Mobles 114, die Barcelona am internationalen Markt positionieren und Produktdesigner, die aus Mangel oder Protest neo-kunsthandwerkliche Arbeitsstrategien entwickeln.

    Das aktuelle Produktdesign in Barcelona exisitiert am internationalen Markt durch einige talentierte Herstellerfirmen. Ausgehend von einem Do-it-yourself Kleinverlag entwickelten sich Firmen wie BD, Santa & Cole oder Mobles 114 zu den bekanntesten Vertretern des Barcelona Designs. Auf der anderen Seite arbeiten viele Produktdesigner in Barcelona aus Mangel oder auch aus Protest nicht mit industriellen Produkten, sondern entwickeln eine neo–kunsthandwerkliche Arbeitsstrategie, eine Art Überlebenstraining in Zeiten einer turbulenten Wirtschaftslage. Der zweite Teil des Vortrages handelt von diesen poetisch-politischen Bricolagen, in Form von Firmeninitiativen, wie auch als öffentlich geförderte Projekte zwischen Produktdesign und Kunsthandwerk in Katalonien.

    Nach seinem Studium an der Hochschule für Gestaltung in Linz, gründete Uli Marchsteiner 1993 sein Designstudio umd/c in Barcelona, spezialisiert auf Industrie- und Interiordesign, sowie auf das Kuratieren und Entwerfen von Ausstellungen und temporären Installationen. Er realisierte zahlreiche internationale Ausstellungsprojekte, u.a. in Bangkok, Barcelona, Brüssel, Dortmund, Köln, Krems, Linz, Nagoya, Paris, Singapur, Sevilla, Wien und Zürich. Im Produktbereich gestaltet er Objekte in limitierter Auflage für die Galerie H2O und für Firmen wie Santa & Cole, Marset Illuminación und Comas & Partners. Als Kurator arbeitet er u.a. von 1998 bis 2001 an der Kunsthalle Krems, 2001 als Kurator und Direktor für die Biennale „Primavera del Diseño“ in Barcelona – mit mehr als 120 Aktivitäten rund um das Thema Design, und das Museo de Artes Decorativas in Barcelona für die Ausstellungen „A Su Servicio“, 2002 und „La utilidad del vacío“, 2008. 2006 bis 2009 war er Präsident des ADI-FAD (Berufsvereinigung für Industriedesign in Spanien) und organisierte mit dem Gremium des ADI-FAD 2007 und 2009 den Delta Award, den bedeutendsten Designpreis Spaniens. Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit lehrt er kontinuierlich im Bereich Design an angesehenen Designschulen in Barcelona wie EINA, ESDi, Escola Massana und dem Instituto Europeo del Design der Universidad Politecnica de Cataluña (UPC).

    Vorträge

    Donnerstag, 27. Mai 2010, 19 Uhr  

    Barcelona_18 Barcelona_17 Barcelona_14 Barcelona_03 Barcelona_02