• Mikro Makro – Nanostrukturale Architekturen

    Von Matthias Wisniewski

    Installation: 03. April – 15. Mai 2014, 24/7
    Außenvitrine, UdK Berlin, Einsteinufer 43

    Die spinnenartigen Konstruktionen der gezeigten Objekte sind inspiriert von den Nanostrukturen und mikroskopischen Landschaften der Kohlefaser. In der äußeren Form der Kohlefaserobjekte spiegeln sich die im Inneren der Kohlefaser liegenden konstruktiven Verbindungen wider, die sonst nur unter dem Lichtmikroskop erkennbar sind. Verborgenes, Unbekanntes, Mikroskopisch-Kleines wird sicht- und fassbar gemacht. Stabile Konstruktionen und leistungsfähige Strukturen, aus denen sich die Kohlefaser zusammensetzt, werden auf eine menschliche Skala transferiert, in Form gebracht und ihre physikalisch hervorragenden Eigenschaften zur Verfügung gestellt. Die extrem leichten Objekte werden anfassbar und verwendbar, sind jedoch mehr Skulptur als „Designer-Möbel“. Der Mensch kann somit seine Umwelt genauer wahrnehmen und gründlicher untersuchen, denn viele schöne und praktische Dinge bleiben unserem Auge normalerweise verborgen.

    Darüber hinaus sind die Objekte Ausgangspunkt und Grundlage für zukünftige Formen in der Architektur, sogenannte „Nanostrukturale Architekturen“. Es geht um verschiedene Konstruktionen, Bauwerke und Konzeptionen, denen die neusten Erkenntnisse der Nanotechnologien und Bilder der Helium-Ionen-Mikroskope zu Grunde liegen. Geschaffen werden unterschiedliche Funktionen, von Bushaltestellen bis hin zu kathedralengroßen Makroarchitekturen aus Kohlefaser, dem Material, von dem die Formen und Konstruktionen inspiriert sind. Diese sehen zwar chaotisch aus und sind in einem expressionistischen und intuitiven Verfahren entstanden, jedoch liegen ihnen fundamental konstruktive und ingenieurstechnische Eigenschaften zugrunde. Es wird mit und inspiriert vom härtesten Material der Welt, der Kohlefaser, gebaut. Es werden Fragen gestellt zur Raumwahrnehmung und -planung, zur Erweiterung des bildhauerischen Begriffs, zu Herstellungsverfahren von Design und Bauprozessen in der Architektur und zur Natur als Inspirationsquelle für zukünftige Architekturen und Gebrauchsgegenstände.

    Alle Objekte sind in bildhauerischer Tradition von Hand und ohne technische Hilfsmittel hergestellt worden. Dabei werden auf ein mit Wachslagen bestrichenes Negativmodell in einem expressiven, emotionalen, teils chaotischen Arbeitsprozess duzende Stränge mit Epoxidharz getränkter Kohlefaser aufgetragen. Nach dem Trocknen wird das Negativmodell entfernt und das Positiv wird mit weiteren Kohlefaserlagen verstärkt.

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    Bilder: © Matthias Wisniewski