Mitten in der schlimmsten finanziellen Krise in jüngster Zeit wurde das Internet ein “simple-to join”, “anyone-can-play”-System, in dem Orte und Arbeitspraxis sowie Produktion und Reproduktion mehr und mehr unbemerkbar bleiben. Das World Wide Web ist ein Arbeitsort ohne Arbeitsschutzgesetze. Digitale Medien haben den Arbeitsmarkt beeinflusst und die Bedeutung von Ausbeutung, Enteignung, ehren-amtlicher Arbeit, geistigem Eigentum und Privatsphäre verändert. “The Internet as Playground and Factory”, ein Vortrag, der seinen Ursprung in einem “New School”- Symposium hat, das Trebor Scholz 2009 leitete, argumentiert, dass die Unterschiede zwischen Arbeit, Freizeit, Spiel und Kommunikation verblassen und diese Art der Arbeit – ohne dass sie als solche erkannt wird – Daten und Profit für eine kleine Anzahl von staatlichen und kommerziellen Akteuren generiert.
Gäste in der virtuellen Welt “Second Life” z.B. co-kreieren Produkte und Erfahrungen, welche sie dann zurückkaufen. Wie ist diese “digitale Arbeit” beschaffen und wie findet sie auf Plattformen wie Amazons “Mechanical Turk”, “Crowdflower”, “LiveOps”, und “Innocentive” statt? Neue Freiheiten und Visionen der Möglichkeiten durch digitale Medien haben komplexe soziale Kosten, die oft unsichtbar sind. Internet-Benutzer werden verwundbarer durch neue Verlockungen, einfache Bedienbarkeit und Marketing Strategien. Online und Off werden die Internet-User immer mehr für wirtschaftliche Nutzung verwendet und die Kommunikationskanäle undurchschaubar.
Der Vortrag untersucht wie wirtschaftlicher Wert generiert wird – in der realen und nicht spekulativen Wirtschaft des Internets. Wie komplizieren die Verflechtungen von Arbeit und Spiel unser Verständnis von Ausbeutung? Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den traditionellen und neuen Formen von Arbeit? Neben der Analyse digitaler Arbeit, zwischen den Möglichkeiten sozialen Unternehmertums und den dunklen Realitäten von Ausbeutung, wird der Vortrag konkrete Handlungs-vorschläge aufzeigen, die zu einer öffentlichen Diskussion über zeitgenössische Formen von Ausbeutung führen. Die Aufmerksamkeit soll auf soziale Aktionen gerichtet werden – mit genauer Überprüfung, staatlicher Regulierung und Politik im Blick.
Vortrag: 1. November 2012, 19 Uhr
Prof. Dr. Trebor Scholz
ist Künstler, Wissenschaftler und Katalysator; er leitet u.a. die Symposium-Reihe “The Politics of Digital Culture” an „The New School“ in New York City und gründete das „Institute for Distributed Creativity“, das für seine Online-Diskussionen über kritische Netzkultur bekannt ist.
LINKS:
http://digitallabor.org/
http://www.situatedtechnologies.net/files/ST7-MobilePlaygrounds_SweatshopCity.pdf
http://mobilityshifts.org
http://learningthroughdigitalmedia.net
http://www.slideshare.net/trebor/ten-theses-on-doittogether-learning



